Auf die internationalen Topspieler im Fußballer kommt mit Beginn der Saison 2018/19 ein Turnier zu, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat: Die UEFA Nations League stellt das erste neu eingeführte Fußballturnier auf internationaler Ebene seit 1960 dar. An ihr nehmen alle Länder, die Mitglied der UEFA sind (55), teil. Das Turnier soll alle zwei Jahre stattfinden.
Ein Ersatz für Freundschaftsspiele
Das neue Format wurde vor allem konzipiert, damit sich jede europäische Nationalmannschaft außerhalb der Kontinentalturniere mit Nationen auf einem ähnlichen Niveau messen kann. Selbstverständlich spielt auch das Finanzielle eine Rolle, denn im Hinblick auf Zuschauerzahlen im Stadion und im TV lässt sich ein Klassiker wie Deutschland gegen England besser vermarkten als ein Testspiel, zwischen Deutschland und Finnland, dessen Ausgang schon vor Anpfiff feststeht.
Gegner auf ähnlichem Niveau
Dass stets Mannschaften aufeinandertreffen, deren sportliche Stärke eng beieinander liegt, soll durch eine Teilung in vier Ligen erreicht werden. Die besten Nationalmannschaften Europas treten in der ersten Liga (Division A) gegeneinander an, die schwächsten in der vierten (Division D). Dabei wird die europäische Rangliste zugrunde gelegt. Dabei besteht jede Liga aus wieder aus vier Gruppen mit je drei oder vier Mannschaften. Die Einteilung erfolgt nach dem Losverfahren. Jede Partie wird durch Hin- und Rückspiel doppelt ausgetragen.
Wettkampfcharakter durch Ligensystem
Lag die sportliche Relevanz von Testspielen (deren Anzahl durch die Nations League schwindet) nur in Ranglistenpunkten bei UEFA und FIFA, ist jetzt ein Auf- und Abstieg möglich, der Gewinner dieses Turniers ist sogar direkt für die Europameisterschaft 2020 qualifiziert. Das funktioniert folgendermaßen: Die Tabellenführer der Ligen B bis D steigen in die nächsthöhere Liga auf, die Tabellenletzten jeder Gruppe der Ligen A bis C müssen bei der nächsten Ausgabe der Nations League eine Klasse tiefer antreten. Die Gewinner der Gruppen in der A-Division spielen in einer Endrunde mit Halbfinale und Finale den Gesamtsieger aus. Durch eine Setzliste, in der der DFB an Nummer eins geführt wird, konnte Deutschland nicht jeder Gegner zugelost werden. Die DFB-Elf trifft auf Frankreich und die Niederlande. Über die Nations League werden vier von 24 Startplätzen für die EM 2020 ausgespielt. Die jeweils vier Gruppenersten der vier Ligen spielen in einer Endrunde je einen Startplatz aus. Ist der Gewinner schon qualifiziert, zieht die nächstbeste Mannschaft in sogenannten Playoffs ein.
Wie ist der zeitliche Ablauf?
Zwischen September und November 2018 wird die Gruppenphase ausgespielt. Im Juni 2019 findet die Endrunde der Division A statt. Zwischen März und November 2019 gibt es die Gruppenspiele der EM-Quali. Die für die direkte EM-Qualifikation relevanten Playoffspiele sind für März 2020 terminiert. Drei Monate später beginnt dann die Europameisterschaft, die ausnahmsweise in zwölf verschiedenen europäischen Ländern stattfindet.
Kritik kommt aus Deutschland
Unbestritten ist die UEFA Nations League für Fußballfans durch den Wettkampfcharakter und die vielen Aufeinandertreffen von Topteams attraktiv, doch eine große Zahl an Funktionären ist nicht begeistert. Dabei geht es um die aus ihrer Sicht steigende Belastung der Spieler. So äußerte sich der frühere Nationalspieler und heutige Vorstandschef von Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge: «Wir brauchen nicht mehr Länderspiele, sondern weniger Länderspiele, denn die Spieler sind körperlich absolut am Limit». Zudem kritisierte er, dass es der UEFA mit dem zusätzlichen Wettbewerb nur um Finanzen ginge. In die gleiche Kerbe schlug BVB-Sportdirektor Michael Zorc: «Ich empfinde das als ein weiteres Drehen an der Schraube, wo man zu dem Punkt kommt, ob es nicht doch zu viel wird.» Der Präsident des DFB, Reinhard Grindel, verteidigt die Nations League und versprach, dass auf die Nationalspieler keine Mehrbelastung zukommt. Die Fakten geben ihm teilweise recht, denn tatsächlich gibt es nicht mehr Spiele insgesamt, aber mehr Pflichtspiele für die Akteure. Für Grindels Haltung sind wohl auch politische Gründe ausschlaggebend, denn der DFB bewirbt sich um die Ausrichtung der EM 2024. Da die Entscheider über die EM-Vergabe die Nations League mehrheitlich befürworten, muss Deutschland „mitspielen“, um die eigenen Chancen bei der Vergabe nicht zu gefährden.
Die Übertragungsrechte
Die deutschen Spiele der Nations League sind nicht wie die bei der EM-Quali bei RTL, sondern bei ARD und ZDF zu sehen. Das Paket beinhaltet zwölf deutsche Partien und das Finale, unabhängig davon, ob Deutschland dabei vertreten sein wird.
Und was ist die Global Nations League?
Schon vor der ersten Austragung hat die UEFA Pläne, das Turnier global zu erweitern. Obwohl die FIFA um Präsident Gianni Infantino sich dagegen ausspricht, verhandelt die UEFA bereits mit den fünf übrigen Konföderationen der FIFA. Ab 2021 könnte ein solches Turnier mit den Siegern der einzelnen Nations-League-Turnieren den Confed-Cup ersetzen.