Lange wurde schon darüber gemunkelt, nun wurde von der FIFA fixiert, dass auch bei der WM in Russland diesen Sommer der Videobeweis eingesetzt wird. Reinhard Grindel, Präsident des deutschen Fußball Bundes bestätigte die Entscheidung seitens des Fußball-Weltverbandes. Trotz erheblicher Probleme bei bisherigen Einsätzen des Videoschiedsrichters setzten sich die Befürworter dieser Technik letztendlich durch. Sowohl beim Confed Cup als auch bei Einsätzen in nationalen Ligen gab es viele kritische Stimmen, die das System für noch nicht ausgereift genug halten.
Video Schiedsrichter musste erst in das Regelwerk aufgenommen werden
Der Einsatz des Videobeweises wurde vom Council des Weltverbandes FIFA bei einer Sitzung in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota erlaubt. Ebenso wurde die Verwendung bei der Klub-WM im Dezember dieses Jahres beschlossen. Damit folgt das Council den Vorstellungen von FIFA-Boss Gianni Infantino, der das Video Assistant Refererees (VAR) – System stets befürwortet hatte. Möglich wurde die Einbindung der Technologie bei der Fußball-Weltmeisterschaft jedoch erst durch die Aufnahme in das allgemeine Regelwerk durch die International Football Association Boards (IFAB). Die konkrete Anwendung obliegt aber den jeweiligen Verbänden bzw. dem Ausrichter des jeweiligen Turniers.
Fußball soll fairer und seriöser werden
Die deutschen Funktionäre haben sich bei der Sitzung in Bogota klar für die neue Technologie ausgesprochen. Auch wenn es noch einige Verbesserungsmöglichkeiten gibt, so ist es in strittigen Situationen eine klare Entscheidungshilfe für die Schiedsrichter am Feld. Auch ein „Wembley-Tor“ wird mit dem Einsatz des Videoassistenten nicht mehr vorkommen. Negative Auswirkungen hat der Videobeweis beim Spielfluss. So kann es sein, dass ein Spiel aufgrund einer kniffligen Situation minutenlang unterbrochen wird. Generell kann man aber davon ausgehen, dass der Fußball vom VAR-System profitiert und für die sich gegenüberstehenden Mannschaften gerechter wird.
So funktioniert der Videoschiedsrichter in der Praxis
Bis Mitte 2012 war der Videobeweis vom Fußball-Weltverband verboten. Danach folgte eine Testphase von 4 Jahren, bei der der Videoassistent sowohl im niederländischen Pokal als auch bei Relegationsspielen in Frankreich eingesetzt wurde. Ab der Saison 2017/2018 wurde die Technik auch in der deutschen Bundesliga eingesetzt. Die Videoschiedsrichter greifen dabei nur bei spielentscheidenden Szenen in das Geschehen ein. Als spielentscheidend gelten Entscheidungen zu Toren, Roten Karten, Elfmetern oder auch Spielerverwechslungen. Dabei können die Videoschiedsrichter zu jeder Zeit auf alle verfügbaren Kameraperspektiven des jeweiligen Broadcasters zugreifen. Ist die Entscheidung des Spielführers auf dem Feld zweifelhaft oder gänzlich falsch, so bekommt dieser von seinem Assistenten vor dem Bildschirm eine Meldung und kann sich die betroffene Situation auf einem Bildschirm am Spielfeldrand nochmals genau und in Zeitlupe ansehen. Die finale Entscheidung obliegt nach Begutachtung des Bildmaterials jedenfalls dem Schiedsrichter auf dem Platz.
Neue Technologie birgt auch Gefahren
Läuft alles nach Plan, so sollten alle Spiele und somit auch der Fußball im Allgemeinen mit dem neuen System gerechter werden. Dass dies aber nicht in allen Fällen so ist, zeigt der Verlauf der bisherigen Einsätze der Videoschiedsrichter in der deutschen Bundesliga. Es gab Situationen die vorsichtig ausgedrückt, streitbar waren. Das Schwierige an der gesamten Vorgehensweise zeigt sich bei Schulungen der Bundesligaschiedsrichter zum Videobeweis. Es wird den Unparteiischen dabei eine Auswahl an strittigen Szenen per Video vorgeführt. Danach wird abgestimmt, ob in den jeweiligen Situationen eingegriffen werden sollte. Viele Situationen sind eindeutig, und werden von allen befragten gleich bewertet. Bei manchen Spielsituationen (besonders bei Fouls oder Handspiele) fällt die Entscheidung aber 60% zu 40% oder noch knapper aus. Hier kommt es dann darauf an, wie der jeweilige Schiedsrichter vor dem Bildschirm die Situation interpretiert. Gleiches gilt bei einem Eingriff eines Videoassistenten natürlich auch für den Schiedsrichter auf dem Platz.
Ein Gewinn für die FIFA WM
Klar ist, dass das VAR-System noch Verbesserungspotenzial hat. Für die Weltmeisterschaft im Sommer 2018 in Russland ist der Videobeweis aber ohne Zweifel ein Gewinn. Trotz aller Bedenken wird es mit Sicherheit die Anzahl an klaren Fehlentscheidungen minimieren. Solange die Assistenten vor den Bildschirmen wirklich nur in unbedingt notwendigen Situationen eingreifen, wird auch der Spielfluss nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Der Fußball ist nun mal ein Riesengeschäft und es steht sehr viel Geld auf dem Spiel. Da macht es definitiv Sinn für möglichst viel Gerechtigkeit zu sorgen bzw. Ungerechtigkeiten zu minimieren. Mit dem Videobeweis ist man hierbei auf einem guten Weg. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Weg fortgeführt wird, oder sich die Kritiker durchsetzen und der Videoschiedsrichter in seiner jetzigen Form wieder von der Bildfläche verschwindet.